
Die Möglichkeiten und Angebote der SolarInvestMain-Taunus eG für Kommunen, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger
Die Möglichkeiten und Angebote der SolarInvestMain-Taunus eG für Kommunen, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger
Interview mit Ronny Thorenz, designiertes ehrenamtliches Vorstandmitglied der SolarInvest Main-Taunus eG
Von Birgit Georgi, 21. Juli 2022
Herr Thorenz, wer ist die SolarInvest Main-Taunus eG und wie arbeitet sie?
Wir sind eine Energiegenossenschaft, die sich 2011 zum Ziel gesetzt mit ihren ehrenamtlichen Mitgliedern und starken Partnern die Energiewende hier in der Region mitzugestalten. Finanziert über unsere mehr als 300 Genossenschaftsmitglieder entwickeln und betreiben wir vor allem Photovoltaik-Anlagen, fördern die LED-Umrüstung und setzen uns für neue Mobilitätskonzepte in der Region ein. Bürgerinnen und Bürgern bieten wir günstigen und sauberen Bürgerstrom und BürgerÖkogas aus genossenschaftlicher Produktion an.
Ihre Internetseite zeigt eindrucksvoll bereits realisierte PV-Projekte. Wie entstehen solche Projekte?
Unser Ziel ist es dort Projekte umzusetzen, wo sie vielleicht auf Grund der Komplexität oder Mangel an finanziellen Mittel nicht umgesetzt werden würde – immer mit dem Gedanken den lokal produzierten Strom auch vor Ort größtenteils zu nutzen. Es gibt so viele ungenutzte Dachflächen, so dass unsere Aufgabe auch eine Art Aufklärung ist, wie man dieses Potential für erneuerbare Energien nutzen kann, um uns immer mehr von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen. Wir suchen aktiv nach Standorten bei den kommunalen Liegenschaften, die geeignete sind und versuchen dann mit der Kommune und Partnern gemeinsam das Projekt zu entwickeln, umzusetzen und im Nachhinein zu betreiben. Bisher haben wir, mit Ausnahme der Hofheimer Wohnungsbau, ausschließlich mit Kommunen zusammengearbeitet. Zunehmend werden wir nun von diesen auch aktiv angesprochen, ihre Potenziale auszuloten – kürzlich beispielsweise von Kelkheim.
Und kann die SolarInvest auch privaten Akteuren, z.B. Unternehmen etwas anbieten?
Wir suchen zunehmend auch im gewerblichen Bereich nach potentiellen Dachflächen. Der Vorteil dort: die Dachflächen sind zumeist wesentlich größer und es lassen sich Projekte umsetzen, die theoretisch auf einmal bis zu 150 Haushalte mit Strom versorgen könnten. Wir wünschen uns, dass unsere Dienstleistungen bei den Unternehmen in unserer Region noch mehr in den Fokus geraten. Auch dort kann unser energiegenossenschaftliches Betreibermodell interessant sein. Vor allem, wenn Unternehmen eine eigene Investition scheuen oder gar nicht wissen wie Sie die Umsetzung eines solchen Projektes angehen sollen.
Bei Unternehmen, die in ihre unabhängige Stromversorgung durch erneuerbare Energien selbst investieren wollen, können wir im Rahmen einer Beratungsdienstleistung unsere langjährige Erfahrung gewinnbringend für das Unternehmen einbringen. Neben der dem Aspekt der Nachhaltigkeit sind dort natürlich Themen wie Return On Investment, Investitionssicherheit, CO2-Einsparungen oder CO2-Neutralität wichtige Aspekte unserer Beratung.
… und als Hauseigentümer oder Hauseigentümerin?
Bei Ein- und kleineren Mehrfamilienhäusern rechnen sich unsere Betreibermodelle in der Regel nicht. Hier stehen wir beratend zur Seite und geben Empfehlungen weiter, wie die ersten Schritte zu einer eigenen Photovoltaikanlage sein können. Innerhalb der Energiegenossenschaft arbeiten wir an Konzepten, um in Zukunft ein faires Mietkaufkonzept zu günstigen Konditionen Hauseigentümern anbieten zu können wenn das Geld zunächst fehlt. Das wäre eine Weiterentwicklung unseres bisherigen Betreibermodells auf kleinerer Ebene, bei dessen Entwicklung und Umsetzung wir auch auf die Unterstützung der jeweiligen Kommunen hoffen. Dabei könnten alle Parteien profitieren. Definitiv können wir mit unserem großen Erfahrungsschatz zu verschiedensten Arten der Realisierung von Solaranlagen helfen. Irgendeine Lösung gibt es fast immer. Wir sind regelmäßig in der Region bei Solarstammtischen oder anderen Events anzutreffen oder können über unsere Webseite kontaktiert werden.
Oft ist das ja gar nicht so einfach mit einer Solaranlage, insbesondere wenn mehrere Parteien im Haus wohnen…
Ja das ist wirklich etwas komplizierter, aber wenn die Eigentümergemeinschaft sich erst einmal einig ist, gibt es auch dafür Modelle. Wir beraten dann gern und vermitteln Kontakte zu Partnern, wie Solateuren oder Entwicklungsgesellschaften, die weiterhelfen können.
Und welche Möglichkeiten haben Wohnungsmietende?
Da gibt es das Modell Mieterstrom, was natürlich mit dem Hauseigentümer angegangen werden muss. Das ist oft nicht ganz einfach, aber möglich wie das Projekt bei der Hofheimer Wohnungsbau Am Klingenborn in Hofheim zeigt. Auch zu diesem Modell beraten wir gern, mit wem und welchem System man hier weiterarbeiten kann. Balkonmodule sind ebenfalls eine Option für Mieter und Mieterinnen einen Teil Ihres Strombedarfes abzudecken. Auch wenn dieser Wert zumeist zwischen 10 und 20% liegt, ist das ein enormes Potenzial, wenn sich genügend Leute beteiligen. Dort haben wir aus unserem aktiven Mitgliederstamm mittlerweile jemanden, der sich vollumfassend mit dem Thema auskennt und Interessenten bei der Umsetzung und Beschaffung hilft.
Seit letztem Jahr bieten wir auch Nachbarschaftsautos an, natürlich e-Autos. Mittlerweile sind es 3 nahCars, die von uns an den Standorten Hofheim, Kriftel und Kelkheim-Fischbach zur Verfügung gestellt werden Es gibt eine rege Nachfrage. Immer wenn sich mehrere Nachbarn zusammenfinden (in der Regel zwischen 8 und 10 Personen) können wir ein weiteres nahCar etablieren und das in der Regel zu günstigeren Konditionen als normale car-sharing Anbieter.
Und letztendlich besteht natürlich auch die Möglichkeit der Mitgliedschaft in unserer Genossenschaft und dadurch die Solarenergienutzung zu fördern. Anteile gibt es schon ab 100 EUR (bis 10.000 EUR) und die Überschüsse werden ausgeschüttet. Alle haben ein Stimmrecht, egal wie viele Anteile sie besitzen. Gerade bei größeren Projekten mit höheren Investitionsbedarf ist die SolarInvest als Partner gefragt. Interessierte Mitglieder können sich neben der Mitgliedschaft in Form von Nachrangdarlehen an diese direkt beteiligen, tun Gutes und profitieren von den Zinsen der Rückzahlung.
Das ist schon eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Was bringt die Zukunft?
Grundsätzlich könnten wir noch viel mehr machen, wenn mehr Dachflächen verfügbar wären, aber da sind wir auf einem guten Weg. Darüber hinaus schauen wir uns die ersten Freiflächenprojekte an, die allerdings eine längere und intensivere Projektentwicklung mit sich ziehen. Hierbei ist es unser Ziel, in Zukunft noch enger mit den Gemeinden zusammen Potenziale aufzudecken, um lokalen Ökostrom produzieren und für unsere Mitglieder der Energiegenossenschaft im Rahmen des „Energy Sharing“ den gemeinschaftlich erzeugten Ökostrom vergünstigt nutzen zu können. Trotz Bestehen einer EU-Richtlinie zum Energy Sharing hapert es leider noch an deren nationaler Umsetzung, was unser Handeln noch einschränkt.
Eine Voraussetzung für die Ausweitung unsere Tätigkeit ist die stärkere Professionalisierung. Den Prozess wollen wir vorantreiben, um wesentlich mehr Beratung anbieten und Projekte durchführen zu können. Bisher arbeiten ja alle auf ehrenamtlicher Basis und da sind die Mittel natürlich begrenzt. Parallel wollen wir versuchen, unsere Mitglieder aktiver einzubeziehen, so wie beispielsweise das Konzept von Kümmerern, welche jedem Nachbarschaftsauto zugeordnet sind. Damit könnten wir unseren Wirkungskreis noch erweitern und stärkeres Bewusstsein schaffen.
Bisher gibt es 20 realisierte Solarprojekte der Genossenschaft. Haben Sie ein Lieblingsprojekt?
Ja, es ist die PV-Anlage der Kläranlage in Kriftel. Zu diesem Projekt habe ich eine besondere persönliche Beziehung. Hier war ich 2016 selbst Projektentwickler und bin mit der SolarInvest zusammengekommen. Die Herausforderungen waren groß. Mich hat beeindruckt, wie Herr Wenzel als damaliges Vorstandsmitglied die Geduld nie verloren hat und wir am Ende nach fast eineinhalb Jahren das Projekt tatsächlich realisieren konnten. Das war eine große Inspiration für mich und heute darf ich an seiner statt mit Kollegen den Weg fortsetzen.
Informationen und Kontaktmöglichkeiten können auf der Webseite der SolarInvest MainTaunus eG abgerufen werden: https://www.solarinvest-main-taunus.de/
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